Freitag, 28. Juni 2019


Veröffentlicht im : Jahrbuch Kreis Euskirchen 1988

Zwei mesolithische Fundstellen im Kreis Euskirchen nachgewiesen

Siedlungsplätze                             
der Mittelsteinzeit
am Michelsberg


von Edgar Fass 




Altsteinzeitliche Funde in der Kakushöhle bei            mir im Institut für Ur- und Frühgeschichte der
Weyer und jungsteinzeitliche  Artefakte von an-        Universität Köln erklärte.  Ich sollte vielmehr
deren Fundplätzen in der Nähe sind seit lan-              nach Feuersteinmaterial suchen.Ohne die erhoff-
gem bekannt und belegen die Anwesenheit von         ten Entdeckungen begab ich mich an einem 
Menschen in diesen Kulturstufen im heutigen            herbstlichen Oktobertag des Jahres 1978 auf den
Kreisgebiet. Eine vor- und frühgeschichtliche            Heimweg, der mich auf einem Umweg noch ein 
Besiedlung galt für die Mittelsteinzeit  (Mesolithi-    Stück bergan durch den Schönauer Wald führte.
kum) im Kreis Euskirchen bisher als nicht nachge-    Kurz vor Erreichen einer schmalen Hochfläche, 
wiesen.. Es handelte sich um ein unerforschtes          Gemarkung "Op de Pöhle" oder auch " Gleiche" 
Feld,  eine Zeit mit vielen Fragezeichen,die man-      genannt, machte ich eine kleine Verschnaufpau-
gels Funden bisher als Forschungslücke zu be-          se und blickte dabei auf den lehmigen Boden.
trachten war.                                                                Kaum zu glauben, aber da kam ein Teilstück ei-
Die Fachliteratur konstatierte:                                     ner etwa fünf Zentimeter langen, hellgrauen und
>Aus dem Euskirchener Kreis waren bis jetzt            leicht patinierten Feuersteinklinge zum Vor-
 keine mittelsteinzeitlichen Fundplätze gemeldet       schein.
worden. Diese Leerräume auf der Verbreitungs-        Von Professor Bosinski, jetzt Forschungsstätte
karte sind sicher als Forschungslücke zu betrach-     Altsteinzeit Neuwied,  erhielt ich die Bestätigung
ten und nicht als Siedlungslücke 1<.                          für die Echtheit des Artefaktes. Er ordnete das
> Aus dieser Zeit liegen aus dem ganzen Kreis         Fundstück in die Mittel- oder Jungsteinzeit ein
Euskirchen bisher noch keine eindeutigen Be-          und riet mir gleichzeitig , in der näheren Umge-
siedlungsreste vor 2.<                                                bung nach weiteren Funden zu suchen.
Es ist vermutlich so, daß bisher niemand da-            Später nahm er den Fundplatz selbst in Augen-
nach suchte. Die vom Verfasser entdeckten me-       schein. Nach und nach kamen an diesem Fund-
solithischen ( mittelsteinzeitlichen) Fundstellen       platz  bis 1986 noch 16 weitere Artefakte zutage.
und Artefakte sind jedoch keine Beispiele für           Dr. Arora als zuständiger Fachmann der Boden-
planmäßige oder unermüdliche Suche, sondern        denkmalpflege  datierte sie in die Mittel- und ei-
mehr oder weniger Zufall.                                         nige Exemplare, vorwiegend Klingen, in die
Meine Feldbegehungen in früheren Jahren blie-       Jungsteinzeit. Da das angrenzende Gelände eine
ben immer ohne Ergebnis.  Dies sollte sich erst-      dichte Humusschicht und Waldbestand aufweist,
mals 1978 ändern. Mein Augenmerk für Stein-        beschränkten sich die Fundmöglichkeiten hier nur
zeitartefakte galt damals einem steinigen Berg-       auf den durch Regenwasser freigespülten Weg.
hang, an dem ich zwar keilförmige Steine (ver-       Das Rheinische Landesmuseum Bonn veröffent-
mutlich Frostabbrüche) aus einheimischem             lichte die Erstfunde im Jahrbuch 185 für 1985 mit
Material fand, jedoch keine Artefakte, wie man      Fundstellen-Nr. 182/001.

Eigentlich suchte ich am Michelsberg, mit 588      santesten Stücke sind unter Fundstellen-Nr.
Meter NN höchster Berg der Nordeifel, an ei-        157/001 registriert.Inzwischen ist die Auswer-
nem sonnigen Frühjahrsmorgen des Jahres 1981    tung aller Fundstücke bis Frühjahr 1986 abge-
 nach Vulkangestein. So kam es, daß ich unter-      schlossen.
halb der Bergkuppe auf einem vorgelagerten         Der erstgenannte Fundplatz nordöstlich von Bad
Plateau einen umgepflügten Acker entlang-          Münstereifel-Schönau inmitten eines ausgedehnten
schritt. Unter den Feldsteinen aus Grauwacke       Waldgebietes weist eine nordwestliche Hanglage
und Basalt weckte eine merkwürdige zinken-        mit ziemlichem Gefälle auf. Von hier reicht die
förmige Spitze aus Feuerstein mein Interesse.       Sicht bis in das Quellgebiet der Erft. Die Funde
Da ich wußte, daß das nächste natürliche Vor-      konnte ich auf einer Fläche von 50 Meter Länge
kommen des Feuersteins in der nördlichen           und  drei Meter Breite(Wegstreifen) auflesen. Ober-
Ebene und im Dürener Raum zu suchen ist          halb  beginnt das etwa 450 Meter hochgelegene Pla-
und an Ort und Stelle nur Basalt oder Grau-        teau. Möglicherweise stammen die Funde ursprüng-
wacke anstehen,  gab es für mich keinen Zwei-   lich von dort und wurden durch Schmelz- und Re-
fel, ein Steinzeitwerkzeug in der Hand zu hal-     genwasser hangabwärts transportiert. Dem wider-
ten. Tausende von Jahren seit seiner Herstel-       spricht jedoch die separate Lage  der Artefakte für
lung hielt es der Erdboden bis zu diesem Tag      die einzelnen Zeiträume. Die als jungsteinzeitlich
im Frühjahr 1981 verborgen.                                bewerteten Klingenstücke befanden sich im unteren
Sofort hielt ich nach weiteren Feuersteinarte-      Hangbereich; ein abgesplittertes Beilstück und zwei
fakten Ausschau und fand in der Umgebung       verbrannte Artefakte der Jungsteinzeit lagen schon
noch einige Kerne, Schaber und Abschläge.       im Bereich der Hochfläche. Die mesolithischen Ar-
Nachdem ich im Laufe des Frühjahres etwa       tefakte kamen ausschließlich im Mittelbereich des
insgesamt fünfzig Artefakte gesammelt hatte,    Hangweges vor. Im Bereich des Plateaus gibt es ei-
gab ichdiese an das Rheinische Landesmuse-     nige versumpfte Tümpel und Quellmulden; talab-
um Bonn als zuständige Dienststelle der Bo-     wärts entspringt in 300 Meter Entfernung ein Bach.
dendenkmalpflege mit der Bitte um Begutach-  Sie dürften bereits in prähistorischer Zeit als Wasser-
tung. Dort bestätigte man mir die Richtigkeit    stellen genutzt worden sein.
meiner Vermutung und beauftragte daraufhin 
Dr. Arora, tätig in der Außenstelle Hambach,   Der mengenmäßig bedeutendere Fundplatz am
mit der Auswertung.                                          Michelsberg  östlich des Dorfes Mahlberg in etwa 570  Bis 1983 kamen                                                  Meter Höhe nur wenig unterhalb des Gipfels befin-  aufgrund weiterer intensiver                              det sich auf einem nur leicht geneigten Areal auf ei-
Feldbegehungen noch weitere 200 Fundobjek- ner Hochterrasse. Von diesem zentralen Geländepunkt
te hinzu, so daß die erste Veröffentlichung in    genießt der Besucher einen grandiosen Ausblick. Im
den Bonner Jahrbüchern 1985 insgesamt 260   Süden erkennt man das Ahrtal und in der Ferne die
Artefakte nennen konnte. Einige der interes-   Hocheifel mit den Kuppen der Nürburg und Hohen









Acht; es begrenzen bewaldete Berge das Bild.  Bei der Wahl der Lagerplätze kamen dem Gelände
Die Fernsicht reicht im Westen bis in die Ge-   und der Wassernähe entscheidende Bedeutung zu.
gend von Aachen  und noch weiter bis zum      Man bevorzugte vor allem Süd- und Südosthänge
Hohen Venn (Belgien).                                       mit gutem Geländeüberblick in der Nähe von Was-
Nördlich geht der Blick in die Ebene und die    serläufen oder Quellen. Dies trifft für den Fund-
Kölner Bucht und Richtung Osten zum Pano-   platz am Michelsberg zu.
rama des Siebengebirges, ins Rheintal und
bis in den Westerwald..Der Radius der Fern-    Pfeil- und Bodenjäger
sicht beträgt nach allen Seiten somit 50 bis
70 Kilometer.                                                    Anhand der Knochenreste von der Fundstelle Gustorf
Neben dem guten Geländeüberblick fanden    (heute Erftkreis) und der Abfälle in nordeuropäischen
die Steinzeitmenschen in weniger als 100       Mooren konnte die intensive Jagdaktivität der Mittel-
Meter Entfernung eine Quelle, deren Wasser   steinzeitmenschen  bestätigt werden.Die Pfeil-und Bo-
heutzutage in eine Viehtränke geleitet wird.    genjäger  haben Großsäugetiere wie Ur, Wisent  und
Diese ausgeprägte Höhenlage des Lager-        Elch erlegt.  Aber auch Hirsche, Rehe,  Wildschweine,
platzes halten die Fachleute für erstaunlich,    Schwäne, Enten und Wildhühner gehörten zur Jagd-
da die Mittelsteinzeitmenschen  sandige,        beute. Sichere Zeugnisse der Sammelwirtschaft sind
kiesige und lehmige Flächen in den Niede-    die zahlreichen, nur in verkohltem Zustand erhaltenen
rungen an Fluß- und Bachläufen bevorzug-   Haselnußschalen einiger ausgegrabener Fundplätze.Man
ten 3.                                                               plünderte die Stöcke der Wildbienen und dort, wo die
Es handelt sich beim Michelsberg um den     Natur Beeren und eßbare Wurzel- und Knollenpflanzen
südlichsten und höchstgelegenen Mesolith-   lieferte,  wird man diese gesammelt haben. In unserer
platz des Rheinlandes.                                    Heimat trug sicher auch der Fischfang in der Erft und in
Die Archäologie läßt die Mittelsteinzeit mit  den Bachläufen zur Ernährung der Jägergruppen bei.
dem Nacheiszeitalter( ca. 8000 v. Chr.) be-
ginnen.Um 8000 v. Chr. schmolzen in           Die rheinischen Mesolithfundplätze sind bisher aus-
Skandinavien die letzten Gletscher ab,  und   schließlich Freilandstationen5.  Dies guílt auch für den
es begann eine relativ rasche Wiedererwär-  Fundplatz Michelsberg. Dort belegt die Konzentration
mung, die es auch dem Laubwald und sei-   zahlreicher Artefakte  mit Hitzeeinwirkungen( Verfär-
ner typischen Fauna wieder zu existieren     bung und Rissebildung) des Gesteins längere, wahr-
ermöglichte.Während dieser mittleren         scheinlich saisonbedingte Aufenthalte von ( möglicher-
Steinzeit zwischen 8000 bis 4500 v.Chr.      weise) der gleichen Menschengruppe. Dieses nomaden-
lebten die Menschen in Europa---in unse-   artige Wanderleben kannten bis in unsere Zeit zum Bei-
rer Heimat---noch als Jäger und Sammler.  spiel noch die Eskimogruppen Nordamerikas.
Sie endet mit einer Veränderung der Wirt-  Für Dr. Arora vom Rheinischen Landesmuseum Bonn ist
schaftsweise, die durch Ackerbau und        bemerkenswert, daß  fast ein Drittel der Artefakte ver-
Viehzucht charakterisiert ist.4                     brannt ist. Ein so hoher Anteil von verbrannten Mesolith-

funden war ihm bislang nur von der
Teverener Heide in der Nähe der
holländischen Grenze bekannt.6
Nach den Kenntnissen von anderen
Siedlungsplätzen sind mesolithische
Lagerplätze meist überdacht gewesen.
Das bedeutet, daß die Feuerstelle und
die Artefaktkonzentration innerhalb



           Rheinische  Mesolithfundplätze sind bisher ausschließlich Freilandstationen. Das gilt
           auch für den Fundplatz Michelsberg
   
einer Behausung lag. Man rekonstruierte                      Darüber hinaus läßt sich aufgrund von pollen-
bienenkorbartige, mit Zweigen und Blättern                 analytischen Untersuchungen in Nordeuropa
bedeckte Hütten aus Weidengeflecht. Sie hat-              auch für unsere Gegend ein ähnliches Vegeta-
ten einen ovalen Grundriß, ein federnder Rin-             tionsbild rekonstruieren. Danach baure sich der
denteppich bedeckte den Boden.Darüber baute           Baumbestand aus Kiefern- und Birkenwäldchen
sich, wie eindeutig nachzuweisen war, die von           auf den Hochflächen der Mittelgebirge und ver-
einem korbartigen Stangengerüst getragene Rei-        einzelten  Eichen an Gewässern auf. An den
sighütte auf, die mit Baumrinde gegen Zugwind        Berghängen und in den Talebenen herrschten
präparier wurde.Schilf deckte das Dach 7.                  Sträucher, besonders Hasel und Kleinbewuchs
Diese Hütten dürften  wohl nur ein Schlaf- oder         vor.Es dürfte damals allenfalls lichte Baumgrup-
Scjutzraum für die Bewohner gewesen sein,               pen  oder Gehölze von kleingewachsenen Bäu-
während die täglichen Arbeiten (z.B. Herstellung       men gegeben haben10. Ähnliche Vegetations-
der Geräte und Werkzeuge)  auf dem Vorplatz            bilder findet man heute nördlich der Polarkreis-
verrichtet wurden. Die Archäologen rechnen mit        szene.Noch fehlten die dichten majestätischen
einer Menschengruppe von 6 bis 9 Personen8.            Wälder unserer Tage. Immerhin waren seit der
Aufgrund der Untersuchung von Holzkohle-              letzten Eiszeit erst einige Tausend Jahre vergan-
brocken aus den Lagerfeuern der Fundstelle               gen. Viele Pflanzen und Baumarten der
Scherpenseel  am Heidehaus/Niederrhein wurde        gemäßigten Klimazone sollten erst später zu-
für das Rheinland das Vorkommen von Eichen          rückkehren.Das Landschaftsbild hatte also da-
und Kiefern belegt.                                                     mals noch weitgehend steppenartigen Charakter.
                                                                                   


                                 Mittelsteinzeitliche Steingeräte aus Bas Münstereifel

 Neben  den üblichen Kratzern, Schabern und        flint kommen vereinzelte Artefakte mit Maas-
Sticheln bzw. Klingen gibt es am Fundplatz           eirinde vor. Unter den sonstigen Werkstoffen
Michelsberg eine große Anzahl von Zwergge-       sind Artefakte aus Lousberger oder Vetschauer
räten  (Mikrolithen).Mesolithische Formengrup-   Feuerstein  oder aus Kieselschiefer anzutreffen.
pen sind durch mikrolithische Steinwerkzeuge
gekennzeichnet. Als Mikrolithen bezeichnet die   Aufgrund der Patinierung ist eine Anzahl von Chal-
Archäologie aus schmalen Klingen oder Lamel-  zedonartefakten von Feuerstein,  auch Flint genannt,
len hergestellte, kleine, steil retuschierte Werk-    kaum zu unterscheiden. Weil die Chalzedonartefak-
zeuge. Diese für das Mesolithikum charakteris-   te rauhe,  harte Verwitterungsrinden zeigen, muß
tischen Mikrolithen dienten als Einsätze in Ge-   das Material auf Hängen frei gelegen haben. Es wur-
schoßköpfen  (z.B. Harpunen, Pfeilspitzen) und   de von dort aufgesammelt. Chalzedon ist im Euskir-
Messerschäften. Zahlreiche Abschläge, Klingen  chener Raum als einheimisches Material zu bezeich-
und Kerne zeigen, daß hier Rohsteinmaterial       nen. Das nächste bekannte Vorkommen liegt bei
überwiegend aus Chalzedon, aber auch Quarzit,  Muffendorf (Bad Godesberg), etwa 25 Kilometer
Kieselschiefer  von der Rheinhauptterrasse und  Luftlinie vom Fundplatz entfernt.Maasschotterfeuer-
westeuropäischer Feuerstein (Maas) zugeschla-  stein wurde wahrscheinlich vom Dürener Raum,etwa
gen  und zu Werkzeugen weiterverarbeitet wur-  30 bis 35 Kilometer Luftlinie vom Fundplatz ent-
den.                                                                        fernt, abgeholt. Die bekannten Vorkommen von
Die abschließende Auswertung des Rheinischen  Quarzit finden sich im rechtsrheinischen Raum bei
Amtes für Bodendenkmalpflege , bearbeitet von  Siegburg und Umgebung. Lousberger oder Vet-
Dr. Arora, hatte folgende Ergebnisse: Das Fund-  schauer Feuerstein stammt aus der Gegend bei
material von 1983 bis 1986 besteht aus 498 Arte- Aachen( 60 Kilometer Luftlinie).
fakten.Die Artefakten setzten  sich zusammen      Alle Artefakte las der Verfasser von der Bodenober-
aus 263 Absplissen (53 %), 104 Abschlägen        fläche auf.
( 21 %), 68 Lamellen (14 %), 25 Klingen( 5 %),  Die Anzahl der im Schönauer Wald aufgelesenen
18 Kernen (4 %) , 1 Kerbrest  und 19 Werkzeugen  Artefakte beträgt 17. Bei den Feuersteinartefakten
( 4 %). Unter den Werkzeugen befinden sich 11   handelt es sich um 1 Mikrolith, dorsalventral basis-
Mikrolithen , 2 Kratzer , 4 Lateralretuschen ,       retuschierte Dreieckspitze, 1 vollständige Klinge,
1 Endretusche und 1 ausgeslittertes Stück.  32%  1 Klingenspitze, 3 Klingenstücke , 1 Pfeilschneide
( 162) der Artefakte sind verbrannt; eine Werk-   und 10 Absplisse. Die Artefakte bestehen fast aus-
stoffbestimmung ist deswegen nicht durchführ-  schließlich  aus Maasschotterfeuerstein; 2 Klingen-
bar. 42 % (208) der Artefakte wurden aus Chalze- bruchstücke sind  aus Obourger Feuerstein
don,  15 % (73) aus Maasschotterflint , 9 % (47)   ( Obourg bei Mons in Belgien) und 1 Klingenspitze
aus einheimischem Quarzit und 2 % (8) aus son-  aus Rijckholt-Feuerstein( Rijckholt in den Nieder-
stigen Werkstoffen hergestellt.Zahlreiche Arte-     landen).
Chalzedon zeigt sowohl in der Farbe als auch in    Bei den letztgenannten Klingen ist ein technischer
der Struktur eine größere Variationsbreite.  Weiße, Fortschritt bei der Formgebung und Qualität der
bläulich-weiße, bläuliche oder bräunliche Farben   Werkzeuge unverkennbar.Bemerkenswert ist zu-
einerseits, matte, glatte oder durchscheinende        dem ,daß das Rohmaterial zum Teil aus einigen
Spaltflächen andererseits treten dort auf.               hundert Kilometern Entfernung( Belgien und Nie-
Innerhalb des Fundmaterials aus Maasschotter-     derlande stammt.
                                                                               
                                                                 
                                                                       
Diese Funde machen bereits frühe Handels-
beziehungen zwischen den räumlich entfernt
wohnenden Gruppen deutlich. Nach dem
Urteil der Archäologen gehören einige die-
ser Artefakte bereits der jungsteinzeitlichen
Kulturstufe( Neolithikum) an.

     
          Alt- und mittelsteinzeitliche Steingeräte aus          Fundverbleib: Privatsammlung E. Fass-.* s. Anm.- Einige

            Bad Münstereifel, Maßstab 1:1                              der Funde befinden sich im Regionalmuseum 
                                                                                            
                                                                                           des Kreises Euskirchen in Blankenheim.

Zusammenfassung                                                 Erläuterung von Fachbegriffen

Im Kreis Euskirchen sind nunmehr zwei meso-     Artefakt: Ein vom Menschen bearbeiteter Gegenstand, z.B.
lithische Fundstellen nachgewiesen; er gilt für       ein Steinwerkzeug und alle bei der Herstellung
diese Kulturepoche nicht mehr als fundleer.           entstandene Abfallstücke (Abschläge, Kerne)
Darüber hinaus befindet sich am Michelsberg
der südlichste und höchstgelegene  Mesolith-       ChalzedonEin Mineral, das der Gruppe der Tiefquarze(SiO2)
platz des Rheinlandes.Auffallend ist dort der        angehört und aus Kieselgel entsteht.Es besteht aus feinen
Anteil verbrannter Artefakte. Möglicherweise      Fasern und kommt in verschiedenen Farben vor. Reiner Chal- 
fielen diese Stücke bei der Herstellung in die       zedon oder Gesteine mit Chalzedonadern wurden in der Stein-
angrenzenden Feuerstellen oder kamen beim       zeit als gut spaltbares Kieselgestein verwendet.
Braten von Fleischstücken mit in das Feuer.
                                                                              Quarzit: Meist feinkörniges, dichtes Sediment oder  Umwand-
Anmerkungen                                                                        lungsgestein , das aus feinen Quarzkörnern besteht. Sehr feine
 Kölner Jahrbuch für  Vor- und Frühgeschichte, Bd. 15                           Quarzite haben ähnlich gute Spalteigenschaften wie Feuerstein
    1975-77, S. 191                                                                                               und wurden in allen Phasen der Steinzeit als Rohmaterial für  die
2  Hartwig Löhr: Die Kartsteinhöhle gibt ihre Geheimnisse                        Werkzeugherstellung verwendet.
  preis, in: Jahrbuch Kreis Euskirchen 1978, S. 27
3  Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte, Bd. 15
   1975-1977, S. 205. Surendra K. Arora, Alt- und mittelstein-                   Feuerstein: Auch Flint oder Silex genannt,  ein glasiges Kiesel-
  zeitliche Fundplätze des Rheinlandes 1978, S. 146.                                   gesteín , das in Knollen oder Platten besonders in den kalkigen
4  Surendra K. Arora, Alt- und mittelsteinzeitliche Fundplätze                       Ablagerungen der Kreidezeit vorkommt. Durch Flüsse und das
  , a. a. O., S.143                                                                                               skandinavische Inlandeis hat der Feuerstein über die Lagerstätten
5  Surendra  K.Arora, Alt- und mittelsteinzeitliche Fundplätze,               hinaus eine weite Verbreitung erfahren. Der Mensch benutzte ihn
   a.a. O., S.146                                                                                                wegen seiner guten Spalteigenschaften außerordentlich gern.
6  Surendra K. Arora, Fundberichte im Rhein. Landesmuseum              Feuerstein wurde oft aus großer Entfernung herangeschafft.
  Bonn Nr. 25  58500/55  97500 vom 22. April  1983
7  Rudolf Pörtner: Bevor die Römer kamen,  1961, S. 170
8  Das Rheinische Landesmuseum Bonn, Heft 5, 1982,S. 65-67               Das Neolithikum  oder Jungsteinzeit war eine Kulturphase in
9  Surendra K. Arora, Alt- und mittelsteinzeitliche Fundplätze,-           Europa, Asien und Afrika,  mit produzierenden  Wirtschaftsformen
   a.a. O., S. 146                                                                                             ( Anbau  von Nutzpflanzen, Viehhaltung), die in Mitteleuropa von
10 Das Rheinische Landesmuseum Bonn, a.a.O., S. 65-67                      ca4500 bis 2000 v. Chr. dauerte.

* nachträgliche Anmerkung: Die Sammlung wurde vom Verfasser dem Hürten-Museum in Bad Münstereifel für die Aus-
  stellung als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
  
   

Dienstag, 18. Juni 2019


Einzelfunde von Schönau (Stadt Bad Münstereifel) Gemarkung Schönauer Berg

 Gemeinde Bad Münstereifel,  Kreis Euskirchen- Bonner Jahrbuch 1999/2001
r. 57 050 h. 99050
TK 5406 Bad Münstereifel

Östlich von Lingscheider Hof unweit der Höhe 473 Meter ü. NN las E. Faß (Münstereifel) während einer systematischen Prospektion von einem Waldweg zwei Artefakte auf. Die Funde befanden sich auf einem verwitterten steinig-lehmigen Boden. Beide Funde sind aus Maasfeuerstein und werden mesolithisch bis neolithisch datiert.
                                                        handschriftlich : AK 2000/ 310?

FV. privat                                                   S. K.  Arora


Artefakt Detail



Durchblick



Sonntag, 16. Juni 2019


Einzelfund  von der Fundstelle Inssemsiefen, Gemarkung Mahlberg, Stadt Bad Münstereifel durch Edgar Fass
Fundbericht des LVR- Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland

Aktivitäts-Nr.: NW 1990/ 0342

Kurzansprache: Abspliss geschliffene Beilklinge  als zufälliger Einzelfund von Waldboden
Fundjahr: 1990
Geländesituation:  Hang, steil( 10% oder mehr) Anm.: Verfasser: Böschung des Inssemsiefens
Datierung:  Spät-bis Endneolithikum

ausgewertet von Tutlies, Petra vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege  im Rheinland am 26.11.2016

Fundverbleib: als Dauerleihgabe für die Ausstellung im Hürten-Heimatmuseum Bad Münstereifel


Artefakt Inssemsiefen-Foto Fass Nr. 84